Willy Guhl: Denken mit den Händen

    Willy Guhl hat weltbekannte Designikonen entworfen und als Lehrer Generationen von Schweizer Gestalter/innen geprägt. Die Ausstellung Willy Guhl: Denken mit den Händen im Museum für Gestaltung Zürich gibt ab dem 9. Dezember Einblick in sein ganzheitliches und praxisorientiertes Schaffen.

    (Bild: ZHdK © Eternit AG) Eternit AG, Werbeprospekt, Sitz für Strand und Garten von Willy Guhl, 1956

    Der Schweizer Designpionier Willy Guhl (1915–2004) entwarf weltbekannte Sitzmöbel wie den Strandstuhl für Eternit oder Europas erste Sitzschale aus Kunststoff. Über Jahrzehnte praktizierte und vermittelte er einen am Menschen und seinen Bedürfnissen orientierten Gestaltungsansatz.

    Nützliches, materialgerechtes, langlebiges und für alle zugängliches Design waren ihm wichtig. Ob Blumenkistchen, Badewanne, Hocker, Kerzenständer oder Landwirtschaftsfahrzeug – Guhls beispielhafte Entwürfe prägen die Produktkultur bis heute.

    Vom Zeichenbrett in die Werkstatt
    Willy Guhl hat als Gestalter eine Sonderstellung in der Schweizer Designgeschichte. Er trug sein eigenes Schaffen direkt in die Lehre, und die Themen der Lehre prägten wiederum seine Entwürfe.

    (Bild: © Erben von Willy Guhl) Willy Guhl, Entwurfszeichnung, Aebi Terratrac TT33, um 1978

    Die Fachklasse «Innenausbau», wie sie Guhl unter Wilhelm Kienzle an der Zürcher Kunstgewerbeschule in den 1930er-Jahren noch besucht hatte, wurde unter seiner Leitung erweitert zur «Innenarchitektur und Produktgestaltung». Entworfen wurde nicht mehr ausschliesslich am Zeichenbrett, sondern auch in der Werkstatt, wo die Schüler/innen Modelle bauten, um ihre Vorstellungen zu überprüfen. Das direkte Ausprobieren im Material, Entwerfen im Machen ist eine eigene Denkart, die im Ausstellungs-Projekt als «Denken mit den Händen» bezeichnet wird. Als verkörpertes Wissen, das auf der Wahrnehmung aller Sinne beruht, lässt es sich nicht verschriftlichen, sondern kann in Zeichnungen, Modellen oder Fotografien entdeckt werden. Das Publikum kann in der Ausstellung Guhls Designdenken auch physisch erleben und den eigenen Händen beim Denken entweder beim Flechten, Knüpfen, Knoten oder Spielen zuzusehen.

    pd

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