Langlebige und lokale Mode

    Claudia Deflorin und Bruno Strüby betreiben im Herzen von Zürich ein Mode-Atelier. Das Designerpaar inspiriert sich dabei wechselseitig, ohne die unterschiedlichen Handschriften der Label zu verwässern, und setzt auf Qualität, Nachhaltigkeit und einen engen Austausch mit der Kundschaft.

    (Bilder: zVg) Claudia Deflorin und Bruno Strüby kreieren in ihrem Atelier mitten in Zürich zeitlose Mode für sie und ihn.

    Der Atelierladen von deflorin&brun liegt zentral im Herzen des Zürcher Langstrassenquartiers. Das Designerpaar Claudia Deflorin und Bruno Strüby kreiert hier zwei Mal jährlich ihre Kollektionen. Jeder macht seine eigene Kollektion: Bruno mit dem Label «Brun-Dandyfashion» für die Herren, Claudia mit dem Label «deflorin» für die Damen. «Durch die enge Zusammenarbeit und den stetigen Austausch zu den Designs inspirieren wir uns gerne gegenseitig und so harmonieren dann die beiden Kollektionen automatisch miteinander», so das Designerpaar. Claudia Deflorin hat das Atelier 1998 zusammen mit Nils Näf, direkt nach der Modedesign-Ausbildung – damals mit dem Label «fort&nah» – gegründet. Seit 2004 arbeitet Bruno Strüby für die Männerkollektion. Zur Schneiderei und Mode sind die beiden Designer auf unterschiedliche Weise gekommen: Während Deflorin zuerst eine Lehre als Schneiderin und darauf die Ausbildung zur Schnittzeichnerin und Modedesignerin absolviert hatte, führten Bruno Strüby diverse berufliche Umwege zur Mode. Nach der Lehre als Elektroniker und weiteren Tätigkeiten im Sozialbereich folgte eine zweite Lehre als Zimmermann. Wegen Rückenproblemen musste er wieder umsatteln und absolvierte eine Lehre als Schneider.

    Neben den Kollektionen kümmert sich Deflorin um das Webdesign, die Grafik, Illustrationen sowie die sozialen Medien. Sie ist eine Macherin und tüftelt und entwirft immer wieder gerne Neues, wie beispielsweise Accessoires, passend und ergänzend zu ihrer Kollektion, aber auch Wandschmuck, Illustrationen sowie Drucke. Strüby spielt leidenschaftlich gerne Klarinetten und Banjo und hat so ein zusätzliches Standbein als Musiker.

    Solides Handwerk und genauste Technik
    Aus dem Mode-Atelier ist in den vergangenen 26 Jahren ein etabliertes KMU entstanden. Die beiden Modespezialisten nennen es zwar lieber Werkstatt, wo jährlich rund 600 Meter Stoff verarbeitet wird. Von der Skizze bis zum letzten Knopfloch werden alle Arbeitsschritte von Deflorin und Brun selbst ausgeführt. «Wir passen die Kleidungsstücke individuell an oder fertigen sie nach Mass. Die Produkte müssen top sein in Verarbeitung, Materialauswahl, Schnitt, Technik und Passform.» Der Weg vom Stoff zum fixfertigen Kleidungsstück gestaltet sich aus dem Stoffeinkauf, Entwerfen/Zeichnen, Schnittmuster, Prototyp, Anpassungen, Gradieren –Vergrössern und Verkleinern eines Schnittmusters in mehrere Grössen – Zuschnitt, Nähen und Verkaufen. Dazu Deflorin: «Je nach Modell kann es einige Tage dauern, bis alles perfekt und zum Tragen bereit ist.» Schlicht, dezent-elegant – so charakterisiert sich die Kollektionen aus dem Hause deflorin&brun. «Wir machen alltägliche Sonntagskleidung. Die Kleider müssen aber auch funktional und praktisch sein, im Alltag passen, mehrere Jahre halten. Wir freuen uns natürlich, wenn sie zu Lieblingsstücken werden.» Design und Alltag werden im Damenlabel von Claudia Deflorin als Einheit gedacht. Die Arbeiten der preisgekrönten Designerin kombinieren eine schlichte, klare Formgebung mit raffiniert gesetzten Details, ohne dabei den Bezug zur Alltagsrealität zu verlieren.

    Das Designerpaar produziert alles eigenhändig und hat so den ganzen Prozess unter einem Dach.

    Das auf natürlichen Materialien basierende Sortiment reicht vom leichten Sommerkleid über den kälteresistenten Wintermantel bis hin zum schlichten Cardigan. Bruno Strüby setzt in seinem Schaffen auf Handwerk und Qualität. Seine Hemden und Hosen, Jacken, Mäntel, Mützen und Schleifen sind ausschliesslich aus Naturfasern gefertigt. Sie sind bewusst schlicht gehalten, bestechen durch eine ruhige Eleganz und passen sich den unterschiedlichen Herausforderungen des urbanen Lebens bestens an. Für festliche Anlässe bietet Brun stilvolle Dreiteiler an, die nach Mass gefertigt werden und eine zeitlose Aktualität bieten.

    Wer die Kleidungsstücke etwas genauer unter die Lupe nimmt, realisiert sofort, hier arbeiten Profis mit viel Konw-how, Erfahrung, Liebe zum Detail und Fingerspitzengefühl für das Schneiderhandwerk sowie ein Auge für Ästhetik. «Gutes Design besteht aus Handwerk, sorgfältige und genaue Schnitttechnik, dem Zusammenspiel von Proportionen sowie der entsprechenden Stoffauswahl», erklären die beiden Künstler. Wichtig ist ihnen auch ein harmonisches Zusammenspiel der Farben in ihren Kollektionen.»

    Oft knüpfen die Kollektionen an vorjährige an. Diese werden dann weitergeführt, verändert. Auch die im Voraus bestellten Stoffe inspirieren zu verschiedenen Entwürfen. «Wir finden Inspirationen auch auf der Strasse, in Filmen oder auf Modeschauen.» Momentan werden die Kleider allgemein wieder weiter, fliessend, bequem. Dazu Deflorin: «Da unsere Kleider mehrere Jahre halten, sind wir weniger den Trends unterworfen und setzen auf zeitlose Mode.» Eine Spezialität von Bruno Strüby sind Mützen, die zurzeit sowohl im Winter wie auch im Sommer sehr gefragt sind.

    Naturfasern und hoher Tragkomfort
    Nachhaltigkeit spielt eine grosse Rolle bei «deflorin&brun». «Unsere Stoffe müssen qualitativ hochwertig sein. Leider ist es immer schwieriger, solche Materialien zu finden». Die beiden Designer verwenden zum grössten Teil Naturfasern. «Unsere Kleider sollten mehrere Jahre tragbar sein und an die Jahreszeit angepasst. So können Wolle und Edelhaare sehr wärmend sein und schaffen ein gutes, angenehmes Klima, während kühle Leinen und Seide einen angehnehmen und hohen Tragkomfort im Sommer haben. Die Stoffe und Materialien werden vorwiegend bei Lieferanten bestellt, die bei grossen Modehäusern Überproduktionen einkaufen. «Wir können auch verschieden Stoffe direkt vom Hersteller beziehen – vorwiegend aus der Schweiz und Deutschland.» Nachhaltigkeit bedeutet für Deflorin und Brun aber auch, vor Ort zu produzieren – kleine Stückzahlen im Voraus und weitere Kleider bei Bestellung und Bedarf. «Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Sparen von Ressourcen ist bei unserer Kundschaft sehr präsent und liegt immer mehr im Trend.»

    Die Kundschaft ist sehr breit gefächert – zwischen 30 und 80 Jahre alt, von Künstlerinnen über Banker und Architekten, Handwerkerinnen bis hin zum Sozialarbeiter: «Es sind alles Menschen, die unsere hohe Qualität schätzen und die lokale Produktion unterstützen.» Claudia Deflorin und Bruno Strüby ist es ein grosses Anliegen, nahe bei ihren Kunden zu sein. «Wir pflegen unsere Kundschaft sehr – zum Beispiel auch mit Reparaturen oder Änderungen der in die Jahre gekommenen Kleider.» Die beiden präsentieren ihre Kollektionen immer wieder gerne der Öffentlichkeit und stellen mehrmals jährlich an renommierten Messen der Mode- und Designbranche aus wie In & Out in Aarau, Vendita Zürich, Kreislauf 345 Zürich etc. Dies, um einerseits wettbewerbsfähig zu bleiben und andererseits alte Kunden zu pflegen und Neukunden zu gewinnen. Vor allem jüngere, neue Kunden zu gewinnen, gehört denn auch zur grössten Herausforderung des Unternehmens. Claudia Deflorin und Bruno Strüby hoffen, noch lange ihr geliebtes Modehandwerk ausüben und schöne Kreationen für ihre Kunden entwerfen und produzieren zu können – denn Ideen haben sie noch viele.

    Corinne Remund

    www.deflorin-brun.ch
    www.deflorin-design.ch
    www.deflorin-art.ch
    www.brun-dandyfashion.ch
    www.brunostrueby.ch

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